Vom traditionellen Energieversorger zum innovativen Energiedienstleister mit neuen Produkten: Diese Transformation gilt es für Stadtwerke und Energieversorger umzusetzen – und das am besten eher gestern als heute! Denn der Markt erfordert von den Marktteilnehmern nicht nur neue Produkte, sondern auch neue Unternehmensstrukturen, neue Dynamiken und neue Flexibilität. Die notwendigen Transformationsmaßnahmen sind oft schwer umzusetzen, ganz besonders für Stadtwerke.  Wir beleuchten in unserem Artikel, warum das so ist und welche Lösungsansätze es für die Herausforderungen der Stadtwerke und Energieversorger gibt.

Der Kampf mit den Rahmenbedingungen – die fünf größten Herausforderungen im Blick

1. Politische Rahmenbedingungen

Die Politik spielt bei den Herausforderungen eine große Rolle. Denn: Stadtwerke und Energieversorgungsunternehmen arbeiten in einem stark regulierten und von politischen Gesetzen und Richtlinien geprägten Umfeld. Neue Gesetze und Vorschriften, die den Markt steuern, sind oft schwer und vor allem nicht kurzfristig umzusetzen. Viele Entscheidungsträger, die für die Einhaltung dieser Regelungen verantwortlich sind, verzögern Prozesse, insbesondere wenn kein klarer Fürsprecher vorhanden ist. Das führt zu einer mangelnden Planbarkeit und Flexibilität, da die Strukturen von Unternehmen, wie Stadtwerke es sind, nicht auf schnelle Anpassungen ausgelegt sind

2. Technologische Rahmenbedingungen

Die Digitalisierung ist unvermeidlich und erstreckt sich von einfachen Automatisierungen bis hin zu komplexen KI-Anwendungen. Doch die notwendigen Investitionen für Digitalisierungsprozesse sind hoch und der finanzielle Spielraum, der für Stadtwerke oft durch die Gemeindeverwaltung festgelegt wird, in der Regel eher niedriger bemessen. Hierbei entsteht ein Zielkonflikt: Einerseits soll die Gewinnabführung an die Gemeinden hoch bleiben, andererseits sind Investitionen in Digitalisierung und Effizienzsteigerung notwendig. Diese Misere bremst die Transformation der Stadtwerke erheblich ein.

3. Marktbedingungen

Auch die Marktbedingungen haben sich für alle Marktteilnehmer gewandelt. Verändertes Kundenverhalten und der starke Wettbewerb durch zahlreiche neue und alte Marktteilnehmer setzen vor allem die traditionellen Stadtwerke unter Innovationsdruck. Hinzu kommt, dass moderne Kundenbindung durch Boni und flexible Tarife oft nicht realisierbar ist. Stadtwerke haben Schwierigkeiten, mit den aggressiven Preismodellen der Konkurrenz mitzuhalten, was zu einer erhöhten Kundenfluktuation führt.

4. Soziale Rahmenbedingungen

Die Energiewende erfordert nicht nur technische und wirtschaftliche Anpassungen, sondern ganz besonders auch Akzeptanz und Beteiligung in der Bevölkerung. Viele der neuen Dienstleistungen und Produkte sind komplex und erklärungsbedürftig; Investitionen und Produkte, die auf den ersten Blick als „zu teuer“ und „nicht sinnvoll“ erscheinen, müssen kommunikativ begleitet werden, sodass gesellschaftliche Akzeptanz und Verständnis für diese Maßnahmen entsteht. Ohne ausreichende Aufklärungsarbeit und aktive Kundenansprache fehlt der Rückhalt in der Bevölkerung. Ein großes Problem, denn ohne gesellschaftliche Akzeptanz kann die Energiewende und somit die Transformation der Energieversorger und Stadtwerke nicht funktionieren. Ein wesentlicher Bestandteil der Transformation ist daher die verstärkte Kommunikation und Beratung, die jedoch durch den bestehenden Fachkräftemangel erschwert wird.

5. Der gravierende Fachkräftemangel

Ein weiteres zentrales Problem ist der akute Mangel an qualifiziertem Personal, denn: Kein Personal bedeutet keine Transformation. Vom Auszubildenden bis hin zum Netzexperten fehlt es an allen Ecken an Fachkräften, besonders in kleinen und mittleren Stadtwerken. Ohne ausreichend Mitarbeiter ist es nahezu unmöglich, die vielen externen Anforderungen zu bewältigen. Neue Produkte und Dienstleistungen erfordern nicht nur technische Umsetzung, sondern auch eine umfassende Kundenbetreuung, Planung und Beratung. Diese Aufgaben sind personell und zeitlich sehr aufwendig.

Wege aus der Krise: Ein pragmatischer Ansatz

Angesichts dieser Herausforderungen gibt es jedoch auch Lösungsansätze. Wichtig ist, dass Stadtwerke und Energieversorgungsunternehmen ihre Stärken und Kompetenzen erkennen und gezielt nutzen. Ein Fokus auf ein spezifisches Thema oder eine Produktinnovation kann der Ausgangspunkt für die Transformation sein. Eine Bestandsaufnahme und die Identifikation der vorhandenen Ressourcen und Fähigkeiten sind dabei essenziell.

Auch immer wichtig: bei allen Produkten und Prozessen immer den Kunden im Blick behalten. Der Kunde hat heutzutage andere Bedürfnisse und einen ganz anderen Wissens- und Erfahrungsschatz; er ist informierter denn je. Produkte und Dienstleistungen wie PV-Anlagen oder Wärmepumpen sind längst keine neuen oder innovativen Produkte mehr, sondern gehören schon fast zum Standardrepertoire moderner, nachhaltiger Haushalte. Diese veränderten Kundenbedürfnisse und der Wissensstand führen dazu, dass die Kundenansprache anders vorgenommen werden kann.

Ein schrittweiser Ansatz, bei dem ein Produkt oder Prozess nach dem anderen entwickelt und optimiert wird, kann helfen, die Transformation in Gang zu bringen. Wichtig ist, überhaupt anzufangen und nicht zu lange zu zögern. Wer Prozesse bis ins kleinste Detail plant und immer wieder bis zur Perfektion optimiert ohne die Prozesse auch umzusetzen, verliert wertvolle Zeit, wodurch zu viel Zeit verloren geht. Dabei sollten auch die Mitarbeiter in den Mittelpunkt gestellt und deren Potenziale gefördert werden. Ein klarer Fokus, die Nutzung vorhandener Stärken und ein schrittweises Vorgehen können den Weg in eine erfolgreiche Zukunft ebnen. Es ist an der Zeit, die Transformation aktiv anzugehen und die Chancen der Energiewende zu nutzen.