Der Haustürvertrieb (D2D) hat ein Imageproblem. Viele Menschen sehen in diesem Vertriebsweg vor allem die schwarzen Schafe der Branche: Drücker, die sich als vermeintliche Mitarbeiter bekannter Anbieter ausgeben, unlautere Methoden anwenden und Kunden über den Tisch ziehen. Kein Wunder also, dass der Ruf nach strengeren Regeln immer lauter wurde. Doch wie können wir diesen Vertriebsweg, der für viele Branchen unverzichtbar ist, seriöser gestalten? Die Antwort lautet: mit einem Haustürkodex.

Was ist der Haustürkodex?

Der Haustürkodex ist ein Leitfaden für einen professionellen und transparenten Haustürvertrieb. Er legt fest, wie Vertriebler auftreten, welche Informationen sie offenlegen müssen und welche Standards sie einhalten sollten. Es geht dabei um Basics – oder anders gesagt: die Knigge des Haustürgeschäfts. Der Kodex richtet sich in erster Linie an große Unternehmen, die ihre Vertriebspartner zertifizieren lassen können. Dazu gehören etwa Vorschriften, dass sich Vertriebler eindeutig vorstellen, einen Ausweis mit sich führen und den Kunden klar machen, für welches Unternehmen sie tätig sind.

Diese einfachen, aber wirksamen Leitplanken sollen sicherstellen, dass der D2D-Vertrieb an Seriosität gewinnt und langfristig als wichtiger Vertriebsweg erhalten bleibt.

Warum benötigt die Branche diesen Kodex?

Der D2D-Vertrieb ist in der Öffentlichkeit oft schlecht angesehen. Viele Menschen verbinden ihn mit negativen Erfahrungen, sei es durch aggressive Verkaufstaktiken oder betrügerisches Verhalten. Dieses Imageproblem ist nicht nur schlecht für die betroffenen Kunden, sondern auch für die gesamte Branche.

Es gab sogar politische Bestrebungen, den Haustürvertrieb komplett zu verbieten – ähnlich wie es im Telefonvertrieb mit der Opt-in-Regelung bereits geschehen ist. Doch ein solches Verbot wäre fatal. Viele wichtige Produkte, wie Glasfaseranschlüsse oder Energieprodukte, sind auf diesen Vertriebsweg angewiesen. Ohne D2D wäre es in vielen Regionen kaum möglich, Kunden überhaupt zu erreichen.

Der Haustürkodex wurde also eingeführt, um D2D zu optimieren: Schwarze Schafe auszusortieren, Vertrauen aufzubauen und dem D2D-Vertrieb eine Zukunft zu sichern. Für die Branche bedeutet das nicht weniger als wirtschaftliches Wachstum und den Erhalt eines essenziellen Vertriebswegs.

Wer hat den Kodex initiiert?

Die Initiative für den Haustürkodex ging von den großen Anbietern aus dem Glasfasersegment aus. Der Grund: Die wachsende Zahl an Beschwerden und rechtlichen Auseinandersetzungen zeigte, dass etwas getan werden musste. Die Branche stand vor der Wahl: Entweder man reguliert sich selbst oder man riskiert strenge gesetzliche Auflagen oder gar ein Verbot des D2D-Vertriebs.

Im Januar 2024 war es dann so weit: Der Haustürkodex wurde vorgestellt, und die ersten Unternehmen ließen sich zertifizieren. Damit wurde ein wichtiges Signal gesetzt: Wir wollen einen professionellen und seriösen Vertrieb etablieren – zum Nutzen der Kunden und der gesamten Branche.

Herausforderungen und Chancen des Kodex

Wie bei jeder neuen Initiative gibt es auch beim Haustürkodex Herausforderungen. Ein großes Problem ist die Umsetzung. Viele große Unternehmen arbeiten mit Sub- oder sogar Sub-Sub-Unternehmern zusammen. Diese lassen sich nur schwer kontrollieren. Das bedeutet: Selbst wenn die großen Anbieter sich an den Kodex halten, könnten schwarze Schafe weiterhin durch die Hintertür agieren.

Es gibt auch die Gefahr, dass der Kodex ein „zahnloser Tiger“ bleibt, wenn nur die falschen Unternehmen ihn unterzeichnen – also diejenigen, die ohnehin seriös arbeiten. Um wirklich Wirkung zu erzielen, müssen auch die Dienstleister verpflichtet werden, sich an die Regeln zu halten.

Trotzdem überwiegen die Chancen. Der Kodex kann langfristig als Qualitätssiegel wahrgenommen werden und das Vertrauen in den D2D-Vertrieb stärken. Erste Erfolge sind bereits sichtbar: Unternehmen, die sich zertifizieren lassen, halten sich in der Regel an die vorgegebenen Standards. Das zeigt, dass die Initiative auf der Auftraggeberseite bereits Wirkung entfaltet.

Wie sehen wir die Zukunft des Haustürvertriebs?

Der Haustürkodex ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Er schafft Leitplanken und Rahmenbedingungen, die für einen seriösen D2D-Vertrieb unerlässlich sind. Doch um den Kodex wirklich wirksam zu machen, müssen wir weiter daran arbeiten, ihn zu optimieren und breiter auszurollen. Ziel muss es sein, dass alle Beteiligten – vom großen Anbieter bis zum kleinsten Dienstleister – die Regeln einhalten.

Für die Branche bedeutet das: eine stärkere Position im Wettbewerb, ein besseres Image und vor allem eine nachhaltige Zukunft für den D2D-Vertrieb. Produkte leben vom Vertrieb. Ohne D2D wäre es schwer, viele essenzielle Angebote überhaupt an den Kunden zu bringen. Deshalb müssen wir alles dafür tun, diesen Vertriebsweg seriös und zukunftsfähig zu gestalten.

Der Haustürkodex zeigt: Es ist möglich, schwarze Schafe auszusortieren und den Vertrieb wieder auf die richtige Spur zu bringen. Jetzt liegt es an uns allen, diese Chance zu nutzen.